Opa Horrido
Das kennen Sie vielleicht oder haben es schon einmal gehört. Als ich als kleiner Junge auf dem "Eiden" aufgewachsen bin, hatte die Jägerei noch einen anderen Stellenwert, als es heute in unserem Hause möglich ist. Es war früher vielleicht nicht alles so gut wie heute, vielleicht war es sogar besser.
Ich glaube das obliegt der Betrachtungsweise. Jedenfalls wenn früher Jagd war, hatte ich auch schon als kleiner Junge gespürt, dass sich alles der Jagd unterordnen musste. So hörte ich auch häufiger das "Horrido".
Meine Eltern hatten wenig Zeit für mich. Die 40 Stunden Woche war noch nicht erfunden, zumindest nicht in der Gastronomie, und ich war mehr bei meinen Großeltern. Da ich ja zwei Opas hatte, musste ich die ja irgendwie auseinander halten. "Opa Gerd" kam nicht in Frage, bei uns hießen ja alle Gerd und im Ort gab es noch fünf andere, die auch "Gerd zur Brügge" hießen. Alle hatten einen Bei-Namen, um diese auseinander zu halten. Mein Opa war "Eiden Gerd". Vielleicht war mir das zu banal oder die Assoziation zur Jagd und das ständige "Horrido" haben mich mehr geprägt, ich weiß es natürlich nicht mehr. Jedenfalls mein Opa war für mich "Opa Horrido". Auch wenn er schon lange nicht mehr lebt, er ist es eigentlich bis heute geblieben.
Das bestimmende und häufig etwas lauter gesprochene "Horrido" war auch sonst seine Art den Betrieb in entscheidenden Momenten wieder auf den Weg zu bringen, den er für richtig hielt und der in der Regel auch richtig war. "Opa Horrido" war derjenige, der den entscheidenden Grundstein für das heutige Jagdhaus Eiden gelegt hat. Lief die Gastronomie vor dem Krieg noch neben der Landwirtschaft, Fischerei und Jägerei nebenher, so machte er aus den "Strandgaststätten", wie sie damals noch hießen, einen renommierten und weit bekannten Betrieb. Die Ideen von "Opa Horrido" und die Umsetzung und dem unermüdlichen Einsatz meiner Oma führten Ende der 60er Jahre zum ersten Michelin Stern. Ob die beiden überhaupt wussten welche besondere Küchenauszeichnung sie damit erhalten haben, weiß ich nicht.
Auf jeden Fall war diese Auszeichnung nicht ihr Ziel gewesen, sondern das Ergebnis ihres Strebens nach Qualität.
Das Eiden war damals bekannt, als Ort für Feiern und Betriebsfeste, jeden Samstagabend war Tanz und sonntags Tanztee. Im Umkreis von 50 km gab es niemanden, der nicht "Opa Horrido" kannte. Aber man fuhr damals nicht zu "Opa Horrido" oder zum "Eiden" oder zu den "Strandgaststätten", wie der Betrieb damals hieß, man fuhr zu "Gerd zur Brügge". Vielleicht lag es daran, dass mein Großvater nicht nur auf gute Produkte setzte, sondern auch jeden Gast persönlich per Handschlag begrüßte, und es kamen schon damals sehr viele Gäste. Das Bestreben nach Qualität und zugleich die größtmögliche persönliche Betreuung der Gäste zu gewährleisten, hat auch für uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir handeln so aus Überzeugung und sehen auch eine gewisse Verpflichtung gegenüber unseren Vorvätern.