Produkte aus der Region, ein verlorener Wettlauf !?
Was kann man tun, um das Regionale zu stärken? Man kann sich wehren! Man versucht Kraft Foods, Nestlé und wie sie auch alle heißen zu umgehen. Viele sind ja ohnehin nicht übrig geblieben. Bei dieser Gegenwehr gegen die global Player stößt man sehr schnell an seine Grenzen.
Wir brauchen gute Preise, permanente Verfügbarkeit, schnelle Lieferung, am besten täglich, und die Suche nach (neuen) Produkten sollte die eigenen ohnehin schon strapazierten Ressourcen schonen. Erst wenn alle die vorgenannten Bedingungen erfüllt sind, haben wir Zeit und Geld um uns um etwas Regionales zu kümmern. Ist das ein Widerspruch, ja sicherlich bis zu einem gewissen Grade ist das ein Widerspruch. Aber es ist tatsächlich so, eine 100% regionale Abdeckungen unseres Bedarfes ist undenkbar. Dennoch stecken wir sehr viel Energie und manchmal auch Idealismus in die Verwendung regionaler Produkte. Aber selbst da ist es nicht immer leicht auch wirklich das Erhoffte zu bekommen. Bis vor ein paar Jahren kauften wir alle Brötchen bei einem ortsansässigen Bäcker. Bis dann ab und zu mal im Internet zu lesen war, es sei alles sehr gut gewesen, bis auf die "selbst aufgebackenen Tiefkühlbrötchen", die wir ja gar nicht hatten! Da war für uns der Zeitpunkt gekommen selbst zumindest zum Teil Tiefkühlbrötchen einzukaufen. Dadurch ging natürlich ein Teil der Regionalität verloren, die wir ja so gerne unterstützen. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass die meisten Bäcker auch nur Rohlinge aufbacken, so dass man beim Bäcker vor Ort möglicherweise nicht unbedingt etwas Regionales bezieht. Dieses Beispiel ließe sich sicher auf viele Produkte übertragen. Dennoch es gibt sie und wir haben sie: Regionale Erzeuger und Produkte. Die frischen nicht tiefgefrorenen Fische aus dem Zwischenahner Meer von der nahen Nordsee oder das Wild aus hiesigen Revieren sind die Klassiker dieses Angebotes. Aber auch auf vielen anderen Bereichen versuchen wir das Regionale zu forcieren: Käse aus Ostfriesland, Lammfleisch aus der Wesermarsch, Kartoffeln aus Spohle ,Fleisch und Wurstwaren vom Traditions Metzger aus Oldenburg
Beim Spargel was es vor ein paar Jahren "in", der ersten, den frühesten Spargel anzubieten. Das ging so weit, dass wir zum Schluss Spargel aus Nordafrika hatten. Wir waren die ersten, der Spargel schmeckte nur leider nicht so, wie wir es gewohnt waren. Heute warten wir bis es Spargel aus der Region gibt, egal ob das Ostergeschäft vor der Tür steht oder nicht. Bei dem Stichwort Nordafrika fallen mir unsere Nordseekrabben ein. Ein geniales regionales Produkt, nur werden die leider zum Pulen mit den LKW nach Afrika gebracht und kommen dann auf dem gleichen Weg zurück, bis die auf unserem Teller landen. Sollte man dieses Produkt boykottieren? Dann lieber zu Bio greifen? Bio sagt in der Regel nichts über den Weg vom Produzenten zum Kunden aus. Es gibt überall viele Bio Produkte, die täglich mit dem Jumbo Jet aus der ganzen Welt nach Deutschland geflogen werden. Mein Verständnis von "Bio" ist ein anderes. Unser Haus war ein paar Jahre lang biozertifiziert. Das war eine gute Erfahrung, aber "Bio" ist kein Allheilmittel. Meiner Ansicht nach entwickelt sich dies in die gleiche Richtung., die die konventionelle Produktion schon länger eingeschlagen hat.
Wir kommen ursprünglich aus der Landwirtschaft, die Gastronomie und Hotellerie kam erst viel später. Wir haben seit ein paar Jahren unser eigenen Gemüse- und Kräutergarten, demnächst bekommen wir ein Gewächshaus für Gemüse und Salat, etwa 50 Hühner versorgen uns mit Eiern, seit ein paar Tagen haben wir 2 Bentheimer Schweine und im Frühjahr bekommen wir einen kleinen Kartoffelacker. Das ist zwar offiziell kein "Bio" weil uns die Zertifizierung fehlt, aber für uns ist das dennoch "Bio", weil wir diese Produkte kennen. Wir wissen, dass es utopisch ist anzunehmen, man könne in einem Hotel mit 100 Zimmern Selbstversorger werden. Aber vielleicht ist dies ein kleiner Beitrag dem großen Wettlauf etwas Paroli zu bieten.
Autor Gerd zur Brügge- Februar 16