Richtlinien und Regeln
Am 25.05.2018 ist die neue europäische Datenschutzrichtlinie in Kraft getreten. Sicherlich wusste man schon 2 Jahre vorher, dass da was Neues kommt. Zum Schluss kam es dann sehr plötzlich. Vor allem bekam man auf einmal mit, dass das nicht nur die Hotellerie betraf, sondern eigentlich alle anderen (Branchen) auch. Schnell war klar, dass dies mit eigenen Mitteln nicht zu händeln ist. Bei den Gewerbetreibenden gingen Adressen von Rechtsanwälten und Datenschützern hin und her, die noch nicht überlastet waren, Ihren Namen für den Datenschutz anderer herzugeben. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, der Schutz von Daten und Privatsphäre ist auch für mich oberstes Gebot. Allerdings das was man uns jetzt wieder abverlangen möchte, halte ich persönlich als realitätsfern. Ständig kursieren Informationen wo (Hobby)- Hacker in die Datenbanken von großen Firmen und Onlinehändlern eingebrochen sind. So gehe ich persönlich davon aus, dass alles, was ich im Internet eintippe, auch von denjenigen gelesen werden kann, die es lesen möchten. Wir aber sollen die Adressen von Gästen nach einem Jahr löschen, zugleich aber die digital gespeicherten Rechnungen (mit den Adressen unserer Gäste) 10 Jahre aufbewahren. Wenn uns jemand eine Visitenkarte überreicht, sollte am besten gleich ein Formular dabei sein, was man mit den Daten die darauf stehen machen darf. Es kommt noch so weit, dass uns Stammgäste besuchen, und wir sie mit den Worten begrüßen: “... ich weiß wer Sie sind, aber ich darf Ihren Namen nicht nennen...“. Wie oft steht jemand an der Rezeption und fragt: “Gucken Sie mal welches Zimmer ich letztes Mal hatte“. Was sollen wir antworten? “Tut mir leid, das haben wir gelöscht“ oder “das darf ich Ihnen nicht sagen“? Auch in der Vergangenheit sind wir immer sehr sorgsam mit den Daten unserer Gäste umgegangen. Aber wenn die Obrigkeit in Deutschland und Europa noch irgendwas verkomplizieren kann, tut sie es. Wir werden mit immer neuen Anforderungen überzogen. Arbeitsstättenverordnung, Gefahrenbeurteilungen, Pauschalreiserechtrichtlinie, HACCP, Allgemeines Gleichstellungsgesetz, Ersthelfer, Sicherheitsfachleute, Evakuierungshelfer, Dienstplanaufzeichnungen, Sicherheitsdatenblätter usw usw. Bereits bei den bestehenden Verordnungen und Gesetzen ging ich davon aus, dass wir mit dem Anbruch eines neuen Tages kurz nach Mitternacht schon hunderte von Vorgaben nicht eingehalten haben, trotz größter Sorgfalt. Mit der neuen Datenschutzrichtlinie wird das nicht besser. Wir sind nicht in der Lage immer alles richtig zu machen. Und ich möchte behaupten, dass das auch für unsere Mitbewerber gilt und sicher auch für die Aufsichtsbehörden, die es ja eigentlich überprüfen sollen. Die Flut der Regeln ist so groß, dass der Staat nicht mehr in der Lage ist seine eigenen Regeln zu beherrschen. In diesem Zusammenhang seien nur der Berliner Flughafen oder das BAMF genannt. Früher sagte mein Vater zu mir, wenn du gute Mitarbeiter hast, sei vorsichtig, die machen sich sonst selbstständig und sind weg. Auch heute sind unsere Mitarbeiter neben unseren Gästen das wertvollste für unser Haus, man muss auf beide “aufpassen“, damit die nicht “weglaufen“. Allerdings ist die Gefahr, dass sich unsere Mitarbeiter selbstständig machen mittlerweile sehr gering. Ich würde es Ihnen auch nicht raten. Was ist das für ein Staat, wo man selbst den Besten raten muss, sich nicht weiterzuentwickeln? Wir können mit den staatlichen Anforderungen noch irgendwie umgehen. Die Kleinen können das kaum noch. Jede neue Regel sorgt dafür, dass die Großen immer größer werden und die Kleinen verschwinden. Also setzen wir alles daran zu den Großen zu gehören!